Kommenden Sonntag ist es soweit. Die Dartsliga Mecklenburg-Vorpommern startet in ihre erste Saison. Ein Meilenstein für den Dartsport in unserem Land. Die Dartfighters Greifswald sind stolz mit dabei zu sein und starten mit einem Heimspieltag, bei dem sie die Dartfighter Hintersee sowie die MSE-Darter empfangen. Bereits von Anfang an mit dabei waren Sebastian Pöpplow, Alexander Plewka und Tobias Gürtler. Sie blicken zurück auf eine steile Entwicklung, die sie so nicht haben kommen sehen.
Vom Keller in die Welt hinaus
Die ersten Gehversuche der heutigen Dartfighters Greifswald wurden in einem Keller auf einem kleinen E-Dartautomaten unternommen. „Wegen der Lautstärke, wirklich nur deshalb, sind wir dann aber bald auf Steeldart umgestiegen“, erinnert sich Alex „Acki“ Plewka. Unser Social Media Manager war zuerst da. Damals trainierte er noch mit einigen anderen Akteuren, doch schon bald kam auch Sebastian Pöpplow dazu. „Ich habe so vor zwei Jahren angefangen zu spielen und über Facebook Gleichgesinnte gesucht“, erzählt unser Vereinsvorsitzender. Und weil der Wettkampf im Keller nicht mehr ausreichte, besuchten sie auch Turniere. So zum Beispiel in der Mensa im Januar 2019, wo sie auch auf Tobias Gürtler trafen. „Tobias und ich kennen uns privat ja schon länger“, verrät Sebastian. „Wir hatten uns aus den Augen verloren. Als ich ihn dann in der Mensa sah, wusste ich gar nicht was ich sagen soll. Ich hatte ihn mit Darts überhaupt nicht in Verbindung gebracht“, sagt unser Pressesprecher Gürtler.
Schon sehr bald sollten sie sich wiedertreffen. Tobias war für das erste Northerndarts-Turnier in Stralsund gemeldet. Sebastian fuhr auf gut Glück auch hin, er stand auf der Warteliste. Tatsächlich bekam er noch einen Startplatz. In der Gruppe von Tobias. „Sebastian war dann gleich mein erster Gegner. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit? Ich weiß noch, dass er damals immer das Ausbullen gewann, das Spiel hab aber ich gewonnen“, so Gürtler. Doch es klickte damals und so kam auch Tobias in den Trainingskeller und wurde regelmäßiger Gast. „Wir wollten dann schon im Sommer mehr daraus machen, hatten grundsätzliche Ideen wie Vereinsfarben, den Namen und alles abgestimmt“, weiß Sebastian noch. Es war aber zunächst im Sande verlaufen. „Ja, von der Idee bis zur Verwirklichung hat es dann etwas länger gedauert, Menschen kamen und gingen“, sagt Acki lachend.
Erst als das Northerndarts-Turnier 2020 immer näher rückte, ergriff einer die Initative: Sebastian Pöpplow. „Ich weiß das noch. Er wollte unbedingt, dass wir uns einheitliche Shirts für das Turnier machen lassen. Und dann natürlich auch unter dem Namen Dartfighters Greifswald antreten“, sagt Tobias. Zunächst wollten die anderen nicht so recht mitziehen. Aber Sebastian ließ sich davon nicht entmutigen. „Ich habe dann einfach angefangen. Ich habe ein Logo designen lassen, mich um die Shirts gekümmert. Ich brauchte einen langen Atem, aber je mehr das alles Form annahm, desto mehr sind auch die anderen mit aufgesprungen und kamen mit Ideen“, so Basti. Als die damals noch sehr kleine Truppe in den eigenen Shirts beim Turnier in Stralsund aufschlug, war das für Basti eines der schönsten Gefühle. Eine Erinnerung, von der er heute noch schwärmt: „Da standen dann plötzlich drei Leute, die das gleiche Shirt anhatten wie du. Und die feuerten dich an. Man sah den Zusammenhalt, man war eine Einheit. Das fühlte sich richtig gut an.“
Butter bei die Fische
Das Turnier könnte als die Geburtsstunde der Dartfighters Greifswald betrachtet werden, aber auch als die der Dartsliga Mecklenburg-Vorpommern. „Ich habe schon so das Gefühl, dass wir unseren Anteil daran haben, den Stein ein wenig ins Rollen gebracht haben. Aus dem Turnier entstand nämlich ein Artikel in der Ostsee-Zeitung mit einem Foto und Zitaten von Tobias und der Überschrift ‚Ohne Vereine keine Liga‘. Daraufhin meldeten sich andere, die es genauso sahen, es wurde sich weiter vernetzt und der ganze Spaß begann“, sagt Sebastian. Und es stimmt, kurze Zeit später wurden erste Pläne geschmiedet und eine Gruppe von heutigen Ligateilnehmern aus verschiedensten Teilen des Landes sammelte Ideen, um es tatsächlich anzugehen. „Es war immer das Ziel den Dartsport in M-V weiter voranzubringen und nicht zuletzt auch einen Verband entstehen zu lassen“, stimmt Acki zu.
Bis zum Ligastart am kommenden Sonntag ist aber noch einiges passiert. Die kleine Truppe wollte sich mit dem Aufwind und der von Anfang an professionell gepflegten Außendarstellung tatsächlich als Verein eintragen lassen. Corona aber machte der Planung einen Strich durch die Rechnung. „Da wurden wir für einige Zeit ausgebremst, ja. In der Zeit sind dann auch nochmal Leute gegangen, andere hingegen sind dazugekommen, auch schon kurz vor Corona. Und die haben sich super eingefügt“, so Acki. Schnell kristallisierte sich eine Gruppe von fünf Mitgliedern heraus, die sich den Aufwand, gerade im bürokratischen Bereich, zutraute und die Arbeit hinter den Kulissen machte. Die Satzung und die Ordnungen wurden erstellt und ein Termin beim Notar vereinbart. Ende Juli gab es dann endlich grünes Licht und die Eintragung ins Vereinsregister war geschafft. „Es war ein Feiertag für uns alle. Wir waren an dem Abend zu einer Vorstandssitzung in Kenny Sprengers Garten und konnten ein wenig durchatmen und stolz sein“, so Tobias.
Die Top-5 als Ziel
Um den Zusammenhalt zu stärken und auch in Drucksituationen zurechtzukommen, entwickelte die Gruppe die Idee einer internen Dartfighters-Liga. Diese kam bei allen Mitgliedern gut an, machte sie besser und ist bis heute jeden Spieltag wieder ein Highlight. „Aber ein Ligaspiel für seinen Verein ist nochmal was anderes. Also wollte ich gerne Testspiele absolvieren, um die Jungs auf die Situation vorzubereiten“, so Tobias, der aufgrund seiner Vereinserfahrung aus seiner Zeit in Berlin zum Teamkapitän gewählt wurde. Und bis heute sind die Dartfighters Greifswald ungeschlagen. Sechs Spiele, sechs Siege. Und auch auf Einzelturnieren konnten sie immer wieder mit guten Platzierungen auf sich aufmerksam machen, holten Turniersiege und erreichten auch als Kollektiv fantastische Ergebnisse. „Klar, so wirst du natürlich als möglicher Favorit gesehen. Aber die erste Saison in der Liga ist eine Probesaison. Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich jedem in dieser Probe seine Einsätze gebe. Sie sollen erstens dazulernen und zweitens auch für die Arbeit, die sie in die Entstehung des Vereins gesteckt haben, belohnt werden“, so Tobias. Er gibt als Ziel also einen Platz unter den ersten fünf aus. „Alles andere ist Bonus.“
Für Acki geht am kommenden Sonntag auch ein Traum in Erfüllung. „Wenn man einfach mal zurückdenkt, was wir in der Zeit geschafft haben. Angefangen hat alles mit einem Bierchen in einem Keller und jetzt steht hier dieser professionell geführte Verein mit Sponsoren und einem Vorstandsteam, das man immer um Rat fragen kann. Wahnsinn“, sagt Plewka. Und auch Sebastian stimmt darauf ein: „Wir sind nun fast 20 Mitglieder. Vor zwei Jahren, war hier gefühlt gar nichts. Da gingen zehn Leute in die Mensa, heute sind wir auf Turnieren schon mal 50. Dazu all die Leute die sich bei uns melden, die ganzen anderen Vereine, die Liga, die Turniere, es ist schon echt erstaunlich, was hier gerade passiert.“
Am kommenden Sonntag kann Tobias fast auf den kompletten Kader zurückgreifen und somit auch ein wenig taktieren. „Für uns soll das aber auch ein Feiertag sein, ein nächster Meilenstein. Und an diesem Tag sollen alle ein Stück des Kuchens abbekommen und ihn einfach genießen“, verrät der Teamkapitän. Eine Einsatzgarantie für den ersten Einzelblock hat der Vereinsvorsitzende Sebastian Pöpplow bereits bekommen, ohne den das alles niemals so weit gekommen wäre. „Es bedeutet mir eine ganze Menge und ich bin auch stolz darauf. Ich hoffe natürlich, dass wir noch weiter wachsen und irgendwann Jugendliche in der Schule in Greifswald über uns sprechen, wie über Fußballvereine. Wer weiß schon, wohin die Reise geht? Fakt ist nur: Sonntag ist ein historischer Tag für den Dartsport in Mecklenburg-Vorpommern. Und wir sind Teil davon“, fasst Sebastian zusammen.