Vorschau: 9. Spieltag Dartfighters-Liga

Und so verfliegt die Zeit. Es ist nicht lange her, da waren wir alle aufgeregt, weil die erste interne Dartfighters-Liga in ihren Startlöchern stand. Und nun ist die erste Saison fast schon wieder vorbei. Ein Spieltag steht nur noch auf dem Programm und der hat es nochmal in sich. Vor allem im Abstiegskampf kommt es zu einem spannenden Fernduell. Wer kann sich den direkten Klassenerhalt sichern? Justin Yalcinkaya oder Marcel Berens?

Das Zünglein an der Waage: Justin Yalcinkaya vs. Sebastian Pöpplow

Es dürfte das Spiel sein, das am meisten Dramatik verspricht. Justin Yalcinkaya spielte eine fantastische Debütsaison und ist rein von den Statistiken im gesicherten Mittelfeld anzusiedeln. Doch die Tabelle, die zeichnet ein anderes Bild. Nach der krachenden Niederlage am vergangenen Spieltag und dem zeitgleichen Sieg von Marcel Berens ist Justin plötzlich auf einen Abstiegsplatz abgerutscht. „Der Druck ist natürlich da. Jedoch werde ich versuchen das ganz und gar auszublenden. Eigentlich kann ich sogar entspannt ins Spiel gehen, weil Marcel ja auf René trifft“, sagt Justin. In der Tat, ein Punktgewinn von Marcel Berens scheint unwahrscheinlich, jedoch muss auch Yalcinkaya erst mal seine Hausaufgaben machen. Kürzlich im Training kassierte er gegen Sebastian Pöpplow eine klare Niederlage. „Basti ist unberechenbar. Mal haut er dich weg, mal kommt er überhaupt nicht ins Spiel. Er ist zu inkonstant und da kommt mir die Distanz entgegen“, analysiert „Tranquillo“. Doch die Distanz kann auch für Justin ein Hindernis darstellen. So verschenkte er gegen Denny Volkgenannt eine 5:0- und 7:4-Führung und ging letztlich mit nur einem Punkt aus dem Spiel. Das Quali-Turnier möchte er gerne vermeiden. „Steve Wege, Jürgen, Stan… Die können alle richtig gut Dart spielen. Darüber die Klasse zu halten würde immens schwer werden“, sagt Justin, geht aber vom direkten Ligaverbleib aus: „Ich werde Basti besiegen und vertraue auf René. Ich war diese Saison der beste Spieler von uns Dreien und deshalb bleibe ich auch erstklassig. Denn da gehöre ich hin, wie die Statistik auch zeigt.“

Leichtes Spiel, das wird Justin aber nicht haben. Klar, rein von der Tabelle und dem bekannten Leistungsvermögen der Spieler, hat Justin sicherlich den einfacheren Gegner als Marcel. Doch dieser wird sich wehren, denn er ist gewillt sich angemessen aus der ersten Liga zu verabschieden. „Ich bin ehrgeizig und die Niederlagen zuletzt ärgern mich enorm. Ob gegen Alex oder Marcel, da war mehr drin“, sagt Sebastian Pöpplow. Der war mit einem Sieg in die Saison gestartet, konnte danach jedoch nicht mehr punkten und steht seit dem vergangenen Spieltag als Teilnehmer des Qualifikationsturnieres fest. Ein direkter Klassenerhalt ist nicht mehr möglich. „Natürlich bin ich enttäuscht, das ist ja ganz klar. Ich hatte mich auch ehrlich gesagt stärker eingeschätzt. Ich dachte ich würde da nicht so weit unten rumdümpeln, die Realität sah aber leider anders aus“, sagt „The Punisher“. Oftmals blieb er unter seinen Möglichkeiten. Umso wichtiger ist Pöpplow der letzte Eindruck. „Ich werde am letzten Spieltag alles geben um Justin zu schlagen, allein schon im Sinne des Fairplay. Wenn ich verliere, könnte jemand anderes absteigen, daher nehme ich das Spiel ernst. Und mit einem Sieg die Saison zu beenden wäre ja nochmal schön“, so Pöpplow. Vor dem letzten Spiel wechselte Sebastian nochmal seine Darts. Mit welchem Material er in dieses Spiel geht weiß er noch nicht. So oder so bringt er aber eine positive Einstellung mit. „Justin ist ein harter Gegner, aber im Training sah ich gegen ihn eigentlich fast immer gut aus. Und sollte ich kommende Saison in Liga zwei starten, dann kann ich vielleicht dort mehr Siege einfahren, mir Selbstvertrauen holen und mich zurückkämpfen.“ Ein Termin für dieses Spiel steht noch nicht fest, allerdings ist Tobias Gürtler bereits als erfahrener Caller eingetragen.

Die letzte Chance: René Kähler vs. Marcel Berens

Es ist das Spiel, in dem beide Akteure eine letzte Chance sehen. Eine Chance, die auch für beide eigentlich sehr abwegig scheint. Auf der einen Seite ist René Kähler. Der kann noch Meister werden. Allerdings nur in einem Szenario. Er müsste gegen Marcel Berens mit 8:0 gewinnen, zeitgleich müsste Marvin Fink eine 0:8-Niederlage kassieren. „Ja, rein rechnerisch ist es noch möglich. Und Kenny zeigt ja auch eine starke Entwicklung. Dennoch ist dazu ein Wunder nötig. Und selbst wenn Kenny das gelingt, müsste ich ja auch noch einen Whitewash schaffen und ich kann mir nicht vorstellen, dass mir das gelingt“, so Kähler. Und der muss es wissen, denn kaum einer kennt Marcel Berens so gut wie er. Sie beide haben bereits mehrfach gemeinsam als Doppel gespielt und bislang immer wieder großartig harmoniert. „Marcel passt sich seinem Gegner oder im Doppel eben mir als Mitspieler super an. Daher ist er so gefährlich. Der wird gegen mich ganz anders spielen als gegen Sebastian“, sagt „The ENERgy“. Und jetzt kann er seinen Doppelpartner quasi in die zweite Liga schicken. Skrupel? Die hat er nicht. „Nein, also klar, jeder will in Liga eins spielen, aber dafür gibt es nicht genügend Plätze. Und es ist eine interne Liga, quasi unter Freunden und da tut ein Abstieg vielleicht nicht ganz so weh. Ich mache mir da gar keine Gedanken, was ein Sieg von mir für ihn bedeuten kann“, behauptet René. Der guckt mehr auf sich und will zurück zu alter Stärke finden. „Und ich glaube dann kann das ein sehr interessantes Spiel werden, bei dem jeder vom anderen nochmal was lernt.“

Abstiegskandidat gegen Meisterschaftsanwärter. Eine klare Angelegenheit eigentlich. Und genau darin liegt das Problem für Marcel, denn ein Sieg seinerseits, scheint ebenso abwegig wie das Meisterszenario für René. Ein unglaublicher Lauf von drei ungeschlagenen Spielen in Serie hat den „Decider“ auf den ersten Nichtabstiegsplatz gebracht. Einen Spieltag zu früh, möchte man meinen. Nun, mit dem Match gegen Kähler, kann ihm dieser Platz direkt wieder entrissen werden. „Ich halte es aber nicht für ausgeschlossen, dass ich doch noch direkt die Klasse halte. Ich brauche dafür aber natürlich eine absolute Top-Leistung. Fakt ist, ich werde bis zum letzten Pfeil kämpfen und daran glauben“, sagt Berens. Rein theoretisch könnte er aber sogar mit einer Niederlage die Klasse sichern. Sollte Sebastian Pöpplow sich gegen Justin Yalcinkaya durchsetzen, würde Berens eine Niederlage mit maximal vier Legs weniger als Justin reichen. „Das ist sehr theoretisch. Ich gehe davon aus, dass ich gegen Kähler punkten muss. Ich darf nicht locker werden, dann verliert mein Spiel an Spannung. Ich brauche den Druck“, erzählt Marcel. Die sehr unwahrscheinliche Meisterschaft von Kähler sieht er außerdem als möglichen Vorteil, denn für Kähler ginge es eigentlich um nichts mehr, laut Marcel. „Für mich hingegen ist es ein do-or-die-Spiel. Oder wie Louis van Gaal sagte: Tod oder Gladiolen“, bilanziert der Bayern-Fan. Am Ende wird es auf Marcel ankommen, was für ein Spiel sich den Zuschauern hier bieten wird. Der hat was das angeht eine klare Vorstellung. „Sie werden einen fokussierten, ehrgeizigen und zielstrebigen Marcel sehen, der absolut alles daran setzen wird um zu gewinnen.“

Das Derby: Denny Volkgenannt vs. Tobias Gürtler

Was haben wir hier? Nichts und doch so viel. Im Prinzip ist dies eine Partie, in der es um nichts mehr geht. Für Tobias steht der vierte Platz bereits fest. Denny könnte rein rechnerisch zwar noch absteigen, die Wahrscheinlichkeit ist allerdings sehr gering. „Da müsste echt sehr viel schief gehen und deswegen mache ich mir darüber auch nicht all zu viele Gedanken. Ich gehe eher mit dem Ziel ins Match für mich nochmal eine Schippe draufzulegen und zum Abschluss endlich mal ein Highlight zeigen. Am liebsten ein 115’er Finish“, sagt Denny augenzwinkernd. Dies drohte er seinem Gegner bereits beim Training kürzlich an. Dort verpasste er ihm auch einen 8:0-Whitewash. Ein paar Tage später spielte er gegen ihn rund 72 Punkte im Schnitt, zeigte eine 100%-Doppelquote und gewann 3:0. „Es ist wohl das Derby innerhalb der Dartfighters. Ich glaube wir haben im Verein mit die meisten Trainingsspiele gegeneinander absolviert. Und dabei gab es auch sämtliche Varianten. Whitewash für mich, Whitewash für Tobi, Unentschieden, knappe Siege“, erzählt „Double-D“. Entsprechend prognostiziert er auch für das Ligaspiel einen völlig offenen Ausgang, der von der Tagesform der beiden abhängt. „Am Ende wäre es schön, wenn wir beide die Leistungen der letzten Trainings auch im Ligaspiel abrufen könnten. Dann wird es ein geiles Match auf Augenhöhe, in dem ich am Ende hoffentlich wieder die Oberhand haben werde.“

Es waren zuletzt ziemlich deutliche Niederlagen gegen Denny im Training. Für Tobias gab es eine Breitseite nach der anderen. Aber verunsichern lässt er sich dadurch nicht. „Nee, absolut nicht. Ich habe so oft gegen Denny gespielt und weiß das schon einzuordnen. Na klar, das 0:8 hat in dem Moment weh getan, aber ich weiß, dass ich im Ligaspiel komplett anders auftreten werde“, sagt Gürtler. Der zeigt sich vor allem in ebenjenen Ligaspielen immer wieder sehr bissig und nervenstark. Dies führte letztlich auch dazu, dass er sich den vierten Tabellenplatz sichern konnte. „Damit habe ich vor der Saison absolut nicht gerechnet. Ich war in einem Tief, aber bin da vor allem durch diese Liga irgendwie rausgekommen. Nun bin ich tabellarisch the best of the rest, aber das erhöht natürlich auch den Druck für die nächste Spielzeit“, sagt Gürtler. Der erwartet von sich selbst im letzten Spiel nochmal einen Sieg, wünscht sich aber vor allem ein hochklassiges Duell. „Ich weiß, was wir gegeneinander für Spiele zeigen können. Es gab einige gute Matches diese Saison, ich möchte das diese Partie am Ende in den Top-3 steht. Und ich hoffe es wird eine enge Angelegenheit, auch wenn ich weiß, dass Denny seinem Gegner auch gerne mal fünf Legs Vorsprung lässt“, sagt Gürtler auf die Aufholjagden Volkgenannts anspielend. So oder so, wird es eine sehr faire Partie, denn aus den Vereinskollegen sind inzwischen Freunde geworden. Entsprechend antwortete Gürtler augenzwinkernd auf Dennys scherzhafte 115’er-Provokation: „Wenn er die ein Mal checkt, check ich die halt zwei Mal.“

Der letzte Schritt: Kenny Sprenger vs. Marvin Fink

Der Spielplan meint es gut mit uns. Zum Abschluss der Liga erwartet uns nochmal ein absolutes Spitzenspiel. Die beiden aktuell formstärksten Spieler treffen nochmal aufeinander. Im Prinzip sind die Platzierungen der beiden geklärt. Marvin wird Meister, Kenny wird sich auf Rang drei positionieren. Der Druck ist also weg und ein Dartsfeuerwerk ist zu erwarten. „Ja klar, wenn ich das ans Board bringen kann, was ich mir vornehme, nämlich mein bestes Spiel der Saison zu machen, dann kann das ein ganz hochklassiges Spiel werden. Eins wo wir vielleicht ein, zwei 180’er sehen, High Finishes, Short Legs. Da geht alles“, sagt Kenny. Zudem hat er ein kleines Extraziel. Bislang hatte Marvin in den Ligaspielen maximal zwei Legs pro Partie abgegeben. Kenny möchte mehr holen. „Ich glaube wirklich Angst muss Marvin nicht haben, dazu ist er einfach noch zu weit weg für mich. Aber ich will ihm ein Gegner sein, ihn unter Druck setzen, sodass er merkt, dass er eine Schippe drauflegen muss um sich die Legs zu holen“, sagt Sprenger. Der rasante Leistungsanstieg von Kenny über das Jahr hat auch ihn überrascht. Aber umso selbstbewusster blickt er auch bereits in die Zukunft. „Ich habe schon zu Marvin gesagt, mein Ziel ist es in spätestens zwei Jahren ein Angstgegner für ihn zu werden. Es wäre wünschenswert, wenn René, Julian, ich und vielleicht noch andere ihm in künftigen Saisons mehr entgegnen können. So würden wir uns auch allesamt zu Höchstleistungen pushen.“

Für Marvin geht es rein rechnerisch um genau ein Leg. Sobald Marvin vor seinem Gegner zumindest ein Mal ein Doppel getroffen hat, ist ihm die erste interne Dartfighters-Meisterschaft nicht mehr zu nehmen. Natürlich will er aber auch hier einen Sieg, um seine perfekte Saison zu krönen. „Wenn man die Chance darauf hat, dann möchte man sie natürlich ergreifen, klar. Aber ich denke auch, dass Kenny ein super Spieler ist und neben René aktuell die größte Gerfahr darstellt“, sagt Fink. Der „Fearless Sparrow“ kommt mit einem Turniersieg im Gepäck in dieses letzte Saisonspiel. Sein Training zu Hause war stets richtig gut, aber gegen einen Kenny, mit dem er auch privat viel Kontakt hat, ist es dann doch nochmal etwas anderes. „Ich habe schon ein mulmiges Gefühl, bin gedanklich aktuell vielleicht nicht so klar im Kopf wie sonst. Aber vielleicht kann ich das während des Spiels abstellen, wenn ich in meinen Tunnel komme. Das muss man sehen“, sagt Marvin. Druck empfindet der Spitzenreiter jedoch keinen. Seine Vorarbeit in dieser Saison war so herausragend, dass die Ausgangslage vor dem letzten Spiel sehr komfortabel ist. Realistisch betrachtet ist er eigentlich bereits der Meister. „Ich lasse mich durch irgendwelche anderen Gedanken gar nicht erst ablenken. Das lasse ich mir nicht mehr nehmen“, sagt er. Und daher geht er auch relativ ruhig ins Spiel und kann ohne Druck für das eventuelle Highlight-Match der ersten Saison sorgen. „Ich denke es wird eine Partie auf einem hohen Niveau, wo viele Legs sehr eng werden können. Und darauf freue ich mich extrem!“

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